Mittwoch, 29. März 2017

Penne mit Dicken Bohnen und Fenchel und die Geschichte des Specks aus dem weißen Marmor


Wenn die Kenner jetzt sagen, bei den Dicken Bohnen ist ja kein Lardo di Colonnata, gebe ich zu, daß das stimmt. Beim Recherchieren im Internet bin ich auf diese Köstlichkeit aus der Toskana gestoßen. Die Geschichte dieses Specks ist so interessant, daß ich sie hier erzählen möchte.

Nicht nur die weißen Alba Trüffel isind in Italien gefragt, sondern auch der weiße Lardo di Collonata, dieser himmlische Speck, der so schneeweiß ist wie der Marmor von Michelangelos David und fast ebenso berühmt, wie die bekannteste Skulptur der Kunstgeschichte.

Colonnata, ein Ortsteil von Carrara, von dem der berühmte feinkörnige, weiß schimmernde Marmor stammt, aus dem Michelangelo eben diesen David schuf. Der weiße Speck ist mit dem weißen Marmor eng verbunden. Lardo di Colonnata war früher das Essen der Steinarbeiter, die kalorienreiches Essen für ihre harte Arbeit benötigten. Heute ist es eine Spezialität, nach der Feinschmecker lechzen. Das Besondere an diesem fetten Speck ist seine Herstellung. Er reift in sogenannten concas, schmalen Truhen aus feinstkörnigem Marmor - einen Meter hoch, einen Meter breit, eineinhalb Meter lang -  in den kühlen Felsenkellern der Häuser der Colonnatesi, wie die Einwohner von Colonnata genannt werden. In diesen, Sarkophagen ähnlichen Truhen, ruht der Speck gut sechs Monate lang zwischen Meersalz, Kräutern und Gewürzen. Das Ergebnis ist ein schneeweißer, butterzarter Speck, der auf der Zunge zergeht.

Jede Familie hat natürlich ihre streng gehütete, individuelle Rezeptur. Man weiß jedoch, daß es meist eine Grundmischung aus Zimt, Koriander, Sternanis, Nelken, schwarzem Pfeffer, Cardamom, Fenchelsamen, frischem Rosmarin, Salbei und Knoblauchzehen gibt. Der Speck muß absolut frisch sein, damit er geknetet werden kann und so nahtlos in die Marmortruhen passt. Lagenweise werden die zuvor mit reichlich Salz eingeriebenen Specktafeln dann im Wechsel mit dicken Schichten aus Kräutern und Gewürzen in den Marmorsarg gebettet. 300 Kilo Speck lagern am Ende in jedem Marmorbehälter unter einer schweren Steinplatte.

Ganz wichtig ist auch der Marmor für die concas: Nur feinste Körnung von glasharter Konsistenz des Typs Canaloni darf es sein. Dieser spezielle Marmor lässt den Speck atmen und nur überschüssiges Salz austreten, nicht aber die für den Geschmack so wichtige salamoia,  eine Lake, die im Verlauf der ersten Wochen entsteht, wenn das Salz in den Speck eindringt und dort die Poren für das Aroma öffnet. Die salamoia vermischt sich mit den Säften aus Fleisch und Kräutern und tritt als Flüssigkeit wieder aus. Der Canalonimarmor sorgt dabei für die perfekte Konsistenz der Salzlake. So wird verhindert, daß der Speck ranzig wird.

Diesen köstlichen toskanischen Speck bekomme ich nur in der wunderbaren Markthalle Mercat Central in Valencia. Doch extra wegen ein paar Scheiben Speck 250 Kilometer fahren, ist zu viel des Guten. Beim nächsten Besuch in Valencia, ist der Kauf jedoch fest eingeplant. Wer Lardo di Colonnata für dieses Gericht verwendet, sollte den zarten Speck nicht anbraten, sondern erst am Schluß unter das Gericht mischen oder ganz einfach obendrauf legen.


Penne mit dicken Bohnen und Fenchel
400 g frische, möglichst junge Dicke Bohnenkerne (circa 1,2 -15 kg mit Schoten)
1 kleine Fenchelknolle mit möglichst viel Grün
2-3 Tomaten
Fenchelgrün oder wildes Fenchelkraut
80-100 guter, durchwachsener Speck oder 50 g Lardo di Colonnata in Scheiben
2-3 EL mildes Olivenöl nativ extra
1 TL Fenchelsamen
circa 1/8 l Milch
Meersalz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
400 g Penne

Fenchel putzen und in feine Streifen schneiden. Speck in feine Streifen schneiden. Tomaten kreuzweise einschneiden, in kochendes Wasser tauchen, eiskalt abschrecken, häuten und in ganz kleine Würfel schneiden.

Olivenöl in einem breiten Topf erhitzen. Speck im heißen Öl 3-4 Minuten anbraten. Tomatenwürfel,  Fenchelstreifen und Dicken Bohnenkerne zugeben. 1-2 Minuten mitbraten. Mit Milch ablöschen, salzen und den Fenchelsamen zugeben. Bei mittlerer Hitze circa 8-10 Minute köcheln. Die Flüssigkeit sollte um die Hälfte einkochen.

Penne nach Vorschrift al dente kochen. Fenchelgrün fein hacken.

Nudeln abschütten. In einer vorgewärmten Schüssel mit den Bohnen mischen. Mit frisch gemahlenem Pfeffer und Fenchelgrün bestreut servieren.

TIPP: Wenn die Dicken Bohnenkerne nicht ganz jung und zart sind, empfiehlt es sich, die etwas ledrige Haut der Kerne vor dem Kochen abzuziehen. Die enthäuteten Kerne sollten aber nur noch 4-5 Minuten mitgekocht werden.

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