Montag, 26. September 2011

Großmutters Rezept: Süß-sauer eingelegte Kürbisse

In Zeiten, als es weder Tiefkühlware noch fertige Konserven und noch nicht einmal Tiefkühlschränke gab, kochte man alles ein, was der Garten hergab. So kam man über die langen Wintermonate. Meine Großmutter war berühmt für ihre eingelegten Senfgurken, ihr eingekochtes Zwetschgen- Holunderbeeren-Kompott und vor allem für ihre eingelegten, süß-sauren Kürbisse.
Die Kürbisse, oft riesige Exemplare, wuchsen im Garten hinterm Haus. Da Tropfbewässerung damals noch ein Fremdwort war, wurden die stets durstigen Kürbispflanzen mit vielen Eimern voll Wasser bewässert, die wir einzeln vom Haus in den Garten schleppten. Wer sich jetzt wundert, daß wir keinen Gartenschlauch verwendeten: Erstens wäre das ein sehr langer Gartenschlauch gewesen und zweitens war in meinem winzigen hessischen Dorf im Sommer der Wasserdruck so niedrig, daß das Wasser aus dem Schlauch nur getröpfelt hätte.
In meiner Erinnerung spukt auch noch Herr Speich herum, seines Zeichens der vom Rathaus angestellte öffentlicher Ausrufer. Er hatte eine Art Polizeiuniform an und eine preußische Pickelhaube auf dem Kopf und einen Riesenschnurrbart, wie ihn heute nur noch türkische Patriarchen tragen. Der Ausrufer war mit einer großen Messingglocke bewaffnet. Damit lief er durchs Dorf, blieb glockenschwingend an strategisch günstigen Plätzen stehen und rief laut: “Bekanntmachung!!!”. Alle kamen aus ihren Häusern oder lehnten am Fenster, die Arme bequem auf ein Kissen gestützt. Dann las der Ausrufer mit lauter Stimme vor, was das Rathaus bekanntzugeben hatte. Im Sommer war das häufig ein Aufruf, unbedingt Wasser zu sparen. Vielleicht gossen wir deshalb unsere Kürbisse immer spät am Abend…Großmutter drehte die Kürbisse auch regelmässig um, damit alle Seiten gleichmäßig von der Sonne profitieren konnten.

 So um die 50 oder 60 der legendären Weckgläser mit süß-saurem Kürbis machte meine Großutter in jedem Herbst ein. Ein schriftliches Rezept habe ich nicht. Mein Rezept ist dem meiner Großmutter frei aus der Erinnerung nachempfunden.
Welchen Kürbis man nimmt, ist ziemlich egal. Man muß nur darauf achten, daß die Kürbiswürfel nicht zu weich gekocht werden. Ich wecke die süß-sauren Kürbiswürfel auch nicht mehr ein. Ich stelle sie im abgekühlten Sud in den Kühlschrank. Dort kann man sie problemlos vier bis sechs Wochen aufheben. So lange halten sie bei uns allerdings nie. Zum Glück dauert die Kürbissaison recht lang. So kann ich bei Bedarf stets neuen Vorrat einlegen. Wir essen die süß-sauren Kürbisse zu gekochtem Suppenfleisch oder zu kaltem Huhn....oder einfach so, wenn es danach gelüstet...

Süß-sauer eingelegte Kürbisse nach dem Rezept meiner Großmutter
1 kg Kürbis
2 Zimtstangen
3-4 Nelken
1/2 TL Korianderkörner
1 TL braune und gelbe Senfkörner
1/2 TL bunte Pfefferkörner
4-5 Pimentkörner
1 Lorbeerblatt
100 g brauner Zucker oder mehr oder weniger je nach Gusto
200 g Weißweinessig
50 g Balsamicoessig
1/4 l Wasser

Kürbis schälen und das Fruchtfleisch in Würfel schneiden.
Wasser und beide Essige mischen und zusammen mit den Gewürzen aufkochen. Kürbiswürfel ins kochende Wasser geben und zugedeckt je nach Kürbissorte 10 bis 20 Minuten bei mittlerer Hitze kochen. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen.
In ein gut verschließbares Gefäß füllen und im Kühlschrank aufheben. Die Nelken entfernt man besser, denn sie machen braune Flecken auf den Kürbiswürfeln. Was mich nach wie vor fasziniert sind die Senfkörner. Durch das Kochen werden sie so schön knackig und bekommen einen wunderbar nussigen Geschmack.


Weil die süß-sauer eingelegten Kürbisse so schön orangefarben sind, ist das auch mein Beitrag zum Event oranger Oktober in Uwes Higfoodality Blog.

HighFoodality Blog-Event Cookbook of Colors

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh das klingt ganz wunderbar margit. Eine schöne Geschichte und ein tolles Rezept. Lieber Gruß von Ilse

Margit Kunzke hat gesagt…

@Ilse: Dankeschön :-)

Erny hat gesagt…

Das klingt alles ganz gut ,Aber wie Alt ist die Oma ,die schon den Balsamicoessig im gebrauch hatte.

Margit Kunzke hat gesagt…

@Erny: Tja, der Balsámicoessig ist eine Zutat von mir, die ich dem Rezept meiner Oma hinzufügte ;-)