Mittwoch, 10. August 2011

Priesterwürger mit Muscheln, Garnelen und einer Prise Botticelli

Muscheln werden schon seit Urzeiten als Nahrungsmittel verwendet.
Heinrich Schliemann fand Muscheln bei seinen Ausgrabungen überall in Troja und auch in mykenischen Schachtgräbern als Grabbeigaben. Daraus schließt man, daß u. a. Austern am Königshof von Mykene als Delikatesse galten. Vielleicht wurde ihnen schon damals aphrodisiakische Wirkung nachgesagt.
Bei den Römern waren Austern als Delikatesse hoch geschätzt. Es gab sogar schon Austernzuchten. Feinschmecker und Luxus-Gourmet Apicius, der mit dem Kochbuch,  soll sogar Austern von Rom nach Persien zu Kaiser Trajan geschickt haben. Er habe sie so sorgfältig verpackt, daß sie dort lebend und folglich genießbar ankamen.
Von dem Soldatenkaiser Clodius Albinus berichtet die Mär, daß er 400 Austern auf einen Satz hätte essen können. Ob das daran lag, daß Clodius 197 n.Chr. in Lugdunum , dem heutigen Lyon geboren wurde und so quasi ein Franzose war?  Den Franzosen sagt man ja ein besonderes Verhältnis zu Austern nach.

Muscheln kann man nicht nur essen. Mit ihnen kann man auch Religionen und Madonnen verschönern. In der christlichen Ikonographie gilt die Muschel als Symbol für die göttliche Empfängnis Marias, besonders in der italienischen Reniassance. Beliebt war auch Maria mit der Perle als Symbol dafür, daß Maria durch den himmlischen Tau fruchtbar wurde. Nach dem Physiologus, einem frühchristlichen Naturkundebuch in griechischer Sprache, steigt die Perlmuschel bei Sonnenaufgang aus dem Meer, öffnet ihre Schale und wird vom Morgentau befruchtet. Das Ergebnis ist dann die Perle.
Ein perlengeschmücktes Diadem trägt die Darmstädter Madonna von Holbein d.J. und eine Perle schmückt ihre goldne Brosche, die sie am Kleid trägt.


Die sogenannte Darmstädter Madonna, 1526 von Hans Holbein dem Jüngeren in Basel gemalt und heute im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main zu sehen
Muschelschalen, natürliche oder aus Stein gefertigte, sind oft Taufbecken und noch öfter Weihwasserbecken. Entlang des spanischen Jakobswegs sieht man sie zuhauf in den Kirchen und an Häusern. In der Kirche des Apostol Santiago in Villfranca de Montes de Oca bei Burgos befindet sich eine sehr groß natürliche Jakobsmuschel als Weihwasserbecken. Sie stammt von den Philipinen.
In der nordspanischen Universitätsstadt Valladolid steht das berühmte Casa de las Conchas, das Muschelhaus. Seine Fassade ist über und über mit aus Stein gehauenen Muscheln bedeckt. Gebaut wurde das Haus gegen Ende des 15. Jahrhunderts von Rodrígo Arias Maldonado, der mit Doña María de Pimentel verheiratet war. Muscheln waren die Symbole der noblen Familie Pimentel. Die Legende erzählt, daß Don Rodrigo die sich immer wiederholenden Muscheln am Haus habe anbringen lassen, als Zeichen seiner Liebe zu Doña María.

Das Casa de las Conchas in Valladolid
 Bei den Griechen war die Muschel das Symbol der aus dem Meerschaum entstiegegen Liebesgöttin Aphrodite. Die Römer erzählten die gleiche Geschichte, nur nannten sie ihre Liebesgöttin Venus. Sie verwendeten sozusagen ein griechisches Bild, im wahrsten Sinn des Wortes  römisch frisiert.
Das schönste Bild mit Muschel hat m. E. 1486 der italienische Maler Sandro Botticelli gemalt. Eine bezaubernde Venus pudica, die auf einer Muschelschale steht und vom Westwind Zephyr in Kypros (Zypern) an Land getrieben wird.

Die Geburt der Venus von Sandro Botticelli. Das Bild befindet sich in den Uffizien in Florenz
Muscheln aller Art haben ihren Platz auch im Aberglauben. Der Sage nach hat Gott die Auster, der Teufel die Miesmuschel geschaffen.
Wenn sich Mädchen Muschelseide in die Haare flechten, sollen sie auf Männer einen unwiderstehlichen Zauber ausüben. Weiß jemand, was Muschelseide ist? Hier steht's.
Muscheln sollen Unheil abwehren, gegen den bösen Blick wirken und werden heute noch in aller Welt als Amulett getragen. Französische Fischer beschwören mit Muscheln die Wellen, um eine ruhige See zu haben. Eine Kaurimuschel, auch Otterköpfchen genannt,  im Geldbeutel getragen, soll pekuniäres Glück bringen. Fuhrleute, Bauern und Metzger verzierten noch im 19. Jahrundert ihre Gurte mit Muscheln.

 Eine besondere Bedeutung hatte die Jakokobsmuscheln. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein andermal an der Reihe ist.

Doch nun kommen wir aber endlich zum Essen, den Nudeln mit Muscheln und Garnelen.
Ob diese Nudeln wirklich Strozzapreti sind, sei dahingestellt. Eine gewisse Ähnlichkeit haben sie und angeboten wurden sie als solche. Woher haben diese Nudeln wohl ihren ungewöhnlichen Namen, denn Strozzapreti heißt wörtlich übersetzt Priesterwürger. Diese Nudeln stammen soweit ich weiß aus Apulien, sind aber auch in der Emilia-Romana, in der Toskana und in Umbrien beliebt. Es sind kleine, spindelförmige, zweifach gedrehte Nudeln, die Ähnlichkeit mit einem zusammengedrehten Halstuch haben.Wenn man sie selber macht, muß man sie wohl Nudel für Nudel um eine Strumpfnadel wickeln. Das habe ich mir diesmal erspart......
Sind das Strozzapreti?
Je nach Region werden über die Herkunft des Namens unterschiedliche Versionen erzählt, der italienische Antiklerikalismus schimmert jedoch immer durch:  In Italien wimmelt es nur so von Kuttenträgern und Padres. Die wollten und wollen auch jetzt noch alle vom Volk ernährt werden, obwohl sie dem Volk ständig alles Schöne und Angenehme verbieten und ihnen die Hölle androhen und obwohl die Katholische Kirche zu den reichsten Firmen der Welt gehört. So kann ich durchaus vorstellen, daß mancher Lust hätte, den einen oder anderen Priester zu erwürgen.
  Populär ist auch die Version, daß Priester besonders gerne, gut und übermäßig viel essen und gelegentlich schon mal daran ersticken oder daß sie ihr enges Halstuch sie würgt, weil sie denselbigen nicht voll bekommen können..



Nudeln mit Muscheln und Garnelen
250 g Strozzapreti oder andere kurze Nudeln
1 kg Miesmuscheln
12 rohe Garnelen
1 kleine weiße Zwiebel
1 rote Paprikaschote
4-6 getrocknete Tomaten
2 Knoblauchzehen
Limettensalz
bunter Pfeffer aus der Mühle
Zitronenbasilikum
feines Olivenöl

Muscheln abbürsten und die Bärte entfernen. Dann die Muscheln in wenig kochendem Wasser kochen, bis sie sich geöffnet haben. Das dauert 6-8 Minuten. Mit dem Schaumlöffel herausnehmen und etwas abkühlen lassen. Muscheln aus den Schalen lösen. Muschelbrühe durch ein feines Sieb gießen.

Garnelen in wenig Olivenöl von jeder Zeite 2-3 Minuten braten. Herausnnehmen und schälen. Wenn nötig, den Darm entfernen. Paprikaschoten putzen und in Streifen schneiden. Getrocknete Tomaten in feine Streifen schneiden. Zwiebel und Knoblauchzehen häuten und fein hacken.

Nudeln in Salzwasser nach Vorschrift kochen.

Während die Nudeln kochen, Zwiebeln und Knoblauch 2-3 Minuten in heißem Garnelenöl anschwitzen. Paprika- und Tomatenstreifen zufügen. Etwas von der Muschelbrühe angießen. Zugedeckt circa 10 Minuten köcheln. Eventuell etwws Wasser nachgießen. Muscheln und Garnelen am Schluß zufügen und 3-4 Minuten mit erhitzen. Mit Limettensalz und frisch gemahlenem Pfeffer abschmecken.

Zitronenbasilikum in Streifen schneiden und zu den Muscheln geben. Nudeln abschütten und mit den Muscheln servieren.



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